Musik des im stalinistischen System verfangenen Russen Niolai Roslawez erklingt zusammen mit Werken von Zeitgenossen, die das Schicksal aus Ungarn, dem deutschsprachigen Raum und Russland zur Emigration nach Amerika zwang. Sehr unterschiedlich verliefen dort die Lebenswege der Komponisten Schönberg, Lourié und Bartók.
Wie Roslawez ist auch der Armenier Aram Khachaturian, 1903 in Tiflis geboren, zeitlebens in der Sowjetunion verblieben. Er studierte von 1922-1929 in Moskau Violoncello und Komposition. Letzteres lehrte er seit 1951 dann selbst in der sowjetischen Hauptstadt. Französischer Impressionismus und kaukasische Volksmusik prägen sein Werk. Mit einem Klavier- und einem Violinkonzert erlangte er Ende der Dreißiger Jahre internationale Bekanntheit.
Gleichwohl wurde er in den Vierzigern vom Zentralkommitee mehrfach wegen „formalistischer“ Musik gemaßregelt. Sein Trio für Violine, Klarinette und Klavier entstand 1932.
Arnold Schönberg, 1874 in Wien geboren, hatte als Komponist und als Maler in Wien und in Berlin gelebt, bevor er 1933 in die USA emigrierte und seit 1936 als Professor an der University of California unterrichtete. Dort ist auch nach einer längeren Schaffenspause zusammen mit zwei Chorwerken 1949 die Fantasie für Violine entstanden.
Schönberg selbst schrieb darüber: „Um dieses Stück ganz entschieden zu einem Solostück für Geige zu gestalten, habe ich zuerst die ganze Geigenstimme komponiert und dann die Klavierbegleitung hinzugefügt. Als etwas Hinzugefügtes, als eine Begleitung, damit es nicht als ein Duett verstanden wird… Ich habe geglaubt, ein Stück zu schreiben, dessen unbehinderter Fluß nicht auf irgendwelche formale Theorien zurückzuführen ist.“
Das Poème lyrique für Violine und Klavier von Nikolai Roslawez entstand bereits in den 1910er Jahren, als der 1880 in einer südwestrussischen Kleinstadt geborene Komponist in Moskau studierte und auf der Suche nach einem eigenen Stil war.
1931 zog Roslawez nach der Verhängung eines Berufsverbots wegen formalistischer und klassenfeindicher Betätigung von Moskau nach Taschkent. Das Nocturne schrieb er 1935, es dokumentiert den Druck des Stalinsystems auf den Komponisten, verständlichere und weniger avantgardistsche Musik zu schreiben.
Der Komponist Arthur Lourié ist 1892 in St. Petersburg geboren. Nach der Revolution zunächst im Volkskommissariat für Aufklärung tätig, fiel er, weil wie Roslavets auch dem linken Flügel der Revolution zugetan, in Ungnade und musste Russland im Sommer 1922 verlassen. Nach einem Zwischenjahr in Berlin und Wiesbaden kam er nach Paris, wo er sich 1924 niederlassen konnte. Hier pflegte er engen Kontakt mit Igor Strawinsky.
Auf der Flucht vor den Deutschen Besatzern siedelte er 1941 in die USA über, wo er 1966 starb. Dort ist das Charlie Chaplin gewidmete Stück „The Mime“ 1956 entstanden.
Bela Bartók hatte 1906 zusammen mit seinem Lands- mann Zoltán Kodály eine Sammlung ungarischer Bauern- lieder herausgegeben. Mit teils expressionistischen, teils folkloristischen Werken löste er sich in seinen eigenen Werken vom Dur-Moll-System. Als Gegner des Faschismus emigrierte der auch als Pianist sehr bekannte Künstler 1940 in die USA, wo es ihm finanziell und gesundheitlich schlecht erging und er 1945 an Leukämie verstarb.
Der Klarinettist Benny Goodman hat die 1939 komponierten „Contrasts“ bei Bartok in Auftrag gegeben, ihm und dem Geiger Joseph Szigeti sind sie gewidmet. Kontraste bieten die Stücke in mehrfacher Hinsicht. Die Geigenstimme ist geprägt durch Akkordgriffe, Arpeggi, Flageolett, Pizzicato und Tremoli, die Klarinette durch Kantabilität und volkstümliche Thematik. Auch in den beiden Kadenzen für die Geige und die Klarinette im 1. und 3. Satz kommt dieser Gegensatz zum Klingen.
In New York hatte man sicher auch ungarische Folklore von Bartók erwartet – die liefert er mit den kontrastierenden Satzvorgaben: Die Außensätze imitieren einen Werbetanz (Verbunkos) und einen schnellen Tanz (Sebes), unterbro- chen von einem „Entspannung“ (Pihenö) genannten Lento.
Für den dritten Satz muss die G-Saite der Geige einen Halbton herauf, die E-Saite einen Halbton herabgestimmt werden.